Everything is Different

- 1920-1970
translated by Pierre Joris

Everything is different from what you think, from what I think,
the flag still flutters,
the little secrets are still secret,
they still throw shadows, on this
you live, I live, we live.

The silver coin on your tongue melts,
it tastes of tomorrow, of forever, a road
to Russia rises into your heart,
the Karelian birch
has
waited,
the name Osip comes toward you, you tell him
what he already knows, he takes it, he takes it off you with hands,
you detach his arms from their shoulder, the right, the left,
you fasten yours in their stead, with hands, with fingers, with lines,

—what tore off, grows back together again—
you have them now, so take them now, you have them both,
the name, the name, the hand, the hand,
there, take them as your pledge,
he takes that too, and you have
again what’s yours, what was his,

windmills

push air into your lungs, you row
through the canals, lagoons, and grachten,
in wordlight,
no Why at the stern, no Where-to at the bow, a ram’s horn lifts you
—Tekiah!—
like a trumpet blast above nights into day, the augurs

maul each other, man
has his peace, god
has his, love
returns to the beds, the hair
of the women grows back,
the inturned bud
on their breasts
rises to day again, toward life-,
toward heart-lines it wakens
in your hand, that rose along the loinpath,—

what is it called, you country
behind the mountain, behind the year?
I know what it’s called.
Like the Winter’s Tale, it is called,
it is called like the Summer’s Tale,
your mother’s Three-Year-Land, that’s what it was,
what it is,
it wanders everywhere, like language,
throw it away, throw it away,
then you’ll have it again, like
that pebble from
the Moravian swale
your thought carried to Prague,
to the grave, all the graves, into life,

it’s long
gone, like the letters, like all
the lanterns, you must
search for it again, there it is,
it’s small, it lies there,
[um die Ecke, da liegt er]

near Normandy-Niemen—in Bohemia,
there, there, there,
behind the house, in front of the house,
white it is, white, it says:
Today—counts.
White it is, white, a water-
surge rushes through it, a heartsurge,
a river,
you know its name, the banks
hang heavy with day, like the name,
you scan it, with your hand:
Alba.


Es ist alles anders

Es ist alles anders, als du es dir denkst, als ich es mir denke,
die Fahne weht noch,
die kleinen Geheimnisse sind noch bei sich,
sie werfen noch Schatten, davon
lebst du, leb ich, leben wir.

Die Silbermünze auf deiner Zunge schmilzt,
sie schmeckt nach Morgen, nach Immer, ein Weg
nach Rußland steigt dir ins Herz,
die karelische Birke
hat
gewartet,
der Name Ossip kommt auf dich zu, du erzählst ihm,
was er schon weiß, er nimmt es, er nimmt es dir ab, mit Händen,
du löst ihm den Arm von der Schulter, den rechten, den linken,
du heftest die deinen an ihre Stelle, mit Händen, mit Fingern, mit Linien,

—was abriß, wächst wieder zusammen—
da hast du sie, da nimm sie dir, da hast du alle beide,
den Namen, den Namen, die Hand, die Hand,
da nimm sie dir zum Unterpfand,
er nimmt auch das, und du hast
wieder, was dein ist, was sein war,

Windmühlen

stoßen dir Luft in die Lunge, du ruderst
durch die Kanäle, Lagunen und Grachten,
bei Wortschein,
am Heck kein Warum, am Bug kein Wohin, ein Widderhorn hebt dich
—Tekiah!—
wie ein Posaunenschall über die Nächte hinweg in den Tag, die Auguren

zerfleischen einander, der Mensch
hat seinen Frieden, der Gott
hat den seinen, die Liebe
kehrt in die Betten zurück, das Haar
der Frauen wächst wieder,
die nach innen gestülpte
Knospe an ihrer Brust
tritt wieder zutag, lebens-,
herzlinienhin erwacht sie
dir in der Hand, die den Lendenweg hochklomm,—

wie heißt es, dein Land
hinterm Berg, hinterm Jahr?
Ich weiß, wie es heißt.
Wie das Wintermärchen, so heißt es,
es heißt wie das Sommermärchen,
das Dreijahreland deiner Mutter, das war es,
das ists,
es wandert überallhin, wie die Sprache,
wirf sie weg, wirf sie weg,
dann hast du sie wieder, wie ihn,
den Kieselstein aus
der Mährischen Senke,
den dein Gedanke nach Prag trug,
aufs Grab, auf die Gräber, ins Leben,

längst
ist er fort, wie die Briefe, wie alle
Laternen, wieder
mußt du ihn suchen, da ist er,
klein ist er, weiß,
um die Ecke, da liegt er,

bei Normandie-Njemen—in Böhmen,
da, da, da,
hinterm Haus, vor dem Haus,
weiß ist er, weiß, er sagt:
Heute—es gilt.
Weiß ist er, weiß, ein Wasser-
strahl findet hindurch, ein Herzstrahl,
ein Fluß,
du kennst seinen Namen, die Ufer
hängen voll Tag, wie der Name,
du tastest ihn ab, mit der Hand:
Alba.

O Little Root of a Dream

O little root of a dream 
you hold me here 
undermined by blood, 
no longer visible to anyone, 
property of death.

Curve a face
that there may be speech, of earth, 
of ardor, of
things with eyes, even
here, where you read me blind,

even 
here, 
where you 
refute me, 
to the letter.

Death Fugue

translated by Pierre Joris

Black milk of morning we drink you evenings
we drink you at noon and mornings we drink you at night
we drink and we drink
A man lives in the house he plays with the snakes he writes
he writes when it darkens to Deutschland your golden hair Margarete
he writes and steps in front of his house and the stars glisten and he whistles his dogs to come
he whistles his jews to appear let a grave be dug in the earth
he commands us play up for the dance

Black milk of dawn we drink you at night
we drink you mornings and noontime we drink you evenings
we drink and we drink
A man lives in the house he plays with the snakes he writes
he writes when it turns dark to Deutschland your golden hair Margarete
Your ashen hair Shulamit we dig a grave in the air there one lies at ease

He calls jab deeper into the earth you there and you other men sing and play
he grabs the gun in his belt he draws it his eyes are blue
jab deeper your spades you there and you other men continue to play for the dance

Black milk of dawn we drink you at night
we drink you at noon we drink you evenings
we drink you and drink
a man lives in the house your golden hair Margarete
your ashen hair Shulamit he plays with the snakes

He calls out play death more sweetly death is a master from Deutschland
he calls scrape those fiddles more darkly then as smoke you’ll rise in the air
then you’ll have a grave in the clouds there you’ll lie at ease

Black milk of dawn we drink you at night
we drink you at noon death is a master from Deutschland
we drink you evenings and mornings we drink and drink
death is a master from Deutschland his eye is blue
he strikes you with lead bullets his aim is true
a man lives in the house your golden hair Margarete
he sets his dogs on us he gifts us a grave in the air
he plays with the snakes and dreams death is a master from Deutschland

your golden hair Margarete
your ashen hair Shulamit


Todesfuge

Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der Erde

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng

Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen

Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
er Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete

er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus Deutschland

dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith

Corona

translated by Pierre Joris

Autumn eats its leaf out of my hand: we are friends.
We shell time from the nuts and teach it to walk:
time returns to the shell.

In the mirror is Sunday,
in the dream we sleep,
the mouth speaks true.

My eye goes down to my lover’s sex:
we gaze at each other,
we speak of dark things,

we love each other like poppy and memory,
we sleep like wine in the seashells,
like the sea in the moon’s blood-beam.

We stand and embrace at the window, they watch us from the street:
it is time, for this to be known!
It is time that the stone took the trouble to bloom,
that unrest’s heart started to beat.
It’s time for it to be time.

It is time.

 


Corona

Aus der Hand frißt der Herbst mir sein Blatt: wir sind Freunde.
Wir schälen die Zeit aus den Nüssen und lehren sie gehn:
die Zeit kehrt zurück in die Schale.

Im Spiegel ist Sonntag,
im Traum wird geschlafen,
der Mund redet wahr.

Mein Aug steigt hinab zum Geschlecht der Geliebten:
wir sehen uns an,
wir sagen uns Dunkles,

wir lieben einander wie Mohn und Gedächtnis,
wir schlafen wie Wein in den Muscheln,
wie das Meer im Blutstrahl des Mondes.

Wir stehen umschlungen im Fenster, sie sehen uns zu von der Straße:
es ist Zeit, daß man weiß!
Es ist Zeit, daß der Stein sich zu blühen bequemt,
daß der Unrast ein Herz schlägt.
Es ist Zeit, daß es Zeit wird.

Es ist Zeit.